Am 26. September 2022 kam es völlig unerwartet zu einer Trassenabsenkung bzw. Bahn-Dammrutsch bei km 20,4 (Ramerberg) auf der Bahnstrecke Mühldorf-Rosenheim. Für die Betroffenen Pendler, die diese Bahnstrecke nutzen hieß es seit dem »Schienenersatzverkehr« mit entsprechenden Unannehmlichkeiten und Zeitverlusten. In der regionalen Presse wurde in Folge von der unendlichen Geschichte Bahnbaustelle Ramerberg gesprochen, denn in mehren Verlautbarungen wurde aus einer anfänglichen Streckensperrung von fünf Tagen letztendlich neun Monate. In der letzten Meldung vom 01. Februar 2023 stellt die Deutsche Bahn die Beendigung der Baumaßnahmen für Ende Juni 2023 in Aussicht.
Als Grund für die mehrfach verlängerte Sperrung der Bahnstrecke gibt die Deutsche Bahn wesentlich anspruchsvollere Bodenverhältnisse an, als ursprünglich vermutet. So wurden zur Befestigung Bohrpfähle benötigt, die im Damm rückverankert werden mussten. Auslöser war ein Dammrutsch bei Ramerberg auf einer Länge von fast 80 Metern. Dadurch mussten rund 30.000 Tonnen Unterbau des Bahndamms abgetragen und wieder neu aufgebaut werden. Die Ursache für den Dammrutsch wird untersucht und ist wohl weiterhin unklar.
Der Eisenbahnbau ist ein komplexes und anspruchsvolles Ingenieurwesen, das ständig auf der Suche nach neuen Materialien und Technologien ist, um die Effizienz und Sicherheit von Eisenbahnsystemen zu verbessern. Eine der wichtigsten Komponenten im Bahnbau ist die Planumsschutzschicht (PSS), die als stabile und tragfähige Basis für den Gleisoberbau dient. Logistik Wiesböck produziert als einer der wenigen regionalen Anbietern seit Jahren unter anderem die Korngemische 1 und 2 (KG1 / KG2) mit Prüfzeugnis nach DBS 918 062. Mehr Informationen zu unserem Baustoffangebot finden Sie hier.
Korngemisch KG1 und KG2 sind speziell entwickelte Materialien, die aus einer Mischung von verschiedenen Korngrößen bestehen. Sie werden im Bahnbau als Planumsschutzschicht eingesetzt, um eine stabile und tragfähige Basis für die Gleisanlage zu schaffen. Diese Materialien sind besonders wichtig, da sie die Lasten der Schienenfahrzeuge gleichmäßig auf den Untergrund verteilen und so die Lebensdauer der Gleisanlage verlängern.
Die Verwendung von Korngemisch KG1 und KG2 bietet gegenüber der traditionellen Schotterschichten mehrere Vorteile:
Bessere Tragfähigkeit: Durch die Kombination verschiedener Korngrößen bieten KG1 und KG2 eine höhere Tragfähigkeit und Stabilität. Dies führt zu einer besseren Lastverteilung und einer längeren Lebensdauer der Gleisanlage.
Verbesserte Entwässerung: Die spezielle Kornzusammensetzung von KG1 und KG2 ermöglicht eine bessere Entwässerung des Gleisbetts, was zu einer geringeren Feuchtigkeitsbelastung und einer höheren Stabilität führt.
Einfachere Verarbeitung: Im Vergleich zur traditionellen Planumsschutzschicht lassen sich KG1 und KG2 leichter verarbeiten und einbauen. Dies führt zu einer schnelleren und kostengünstigeren Gleisbauweise.
Umweltfreundlichkeit: Da KG1 und KG2 aus natürlichen Materialien bestehen, sind sie umweltfreundlicher als synthetische Materialien, die in der Vergangenheit für die Planumsschutzschicht verwendet wurde
Natürlich beobachteten wir sowohl Pressemeldungen zum Fortschritt der Ramerberg-Baustelle als auch der beteiligten Firmen. Da sich Logistik Wiesböck über die Jahre einen Namen für Flexibilität, Schnelligkeit und Qualität gemacht hat, wäre zu erwarten gewesen, das unsere Expertise auch bei der Wiederherstellung der Bahnstrecke angefragt wird. Eine Baustoff-Anfrage an uns blieb jedoch aus und es gelang uns auch nicht ausfindig zu machen, wer für den Einkauf der Spezialbaustoffe zuständig ist.
Am 05. Juni 2023 jedoch meldete sich die von der Deutschen Bahn beauftragte Firma Mailhammer GmbH, ein Spezial-Tiefbaunternehmen aus Obertaufkirchen bei uns. Man benötige noch diese Woche, eigentlich bereits am nächsten Tag 800 Tonnen Planumsschutzschicht (PSS) in Kornmischung KG 2.
Standardmäßig haben wir das Korngemisch KG2 nur in kleineren Mengen auf Lager. Größere Mengen werden im Auftragsfall immer individuell produziert. Normalerweise sollte das in Planungen berücksichtigt sein. Manchmal sieht die Praxis allerdings anders aus – wie vorliegende Anfrage bestätigt.
Die Anfrage der Mailhammer GmbH erreichte uns am Montag Vormittag (05.06.2023) zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Geschäftsführer Helmut Wiesböck war verreist, das Unternehmen war personell schlecht aufgestellt weil viele Mitarbeiter wegen des Feiertages (Fronleichnam) Urlaub machten. Trotzdem wurde auf allerschnellsten Dienstweg ein Team zusammengestellt, das die Baustoffanforderung realisieren sollte – schließlich gehören flexible, pragmatische und schnelle Lösungen zum täglichen Brot bei Logistik Wiesböck.
Um die Dimension zu verdeutlichen: Selbst wenn wir 800 Tonnen Kornmischung KG 2 zur sofortigen Lieferung auf Lager gehabt hätten, müssten fast 40 LKW-Fuhren am nächsten Tag abgewickelt werden. In der Praxis heißt das, Erstellung der benötigten Einzel-Lieferscheine, Beladung, Abfahrt gewährleisten, Koordination mit Fuhrunternehmer, Koordination mit Steinbruch, Koordination der eigenen Belade-Mannschaft. Mit anderen Worten: Alle 30 Minuten hätte ein LKW unser Gelände verlassen müssen.
Wie von uns schon vermutet, war nicht unser fehlendes KG 2-Material das Problem, sondern die LKW-Logistik-Planung des Kunden. Am Dienstag und Mittwoch erreichten uns gerade einmal 6 LKWs für den Abtransport. So blieb nur noch der Freitag Vormittag für den restlichen Abtransport, denn Öffnungszeiten des Steinbruchs und die Durchfahrtsbeschränkung für Flintsbach limitierten das Zeitfenster zusätzlich.
Bei einer Produktion ohne Zeitdruck darf auch einmal etwas schiefgehen, wenn der Zeitdruck aber so groß wie bei der Ramerberg-Baustoffanforderung ist, entscheidet jeder noch so kleine Fehler und vor allem jede Stillstandzeit über die Einhaltung des Liefertermins. Zum Unternehmens-Credo von Logistik Wiesböck gehört die Fähigkeit, den Maschinenpark immer einsatzbereit zu haben. Im Klartext heißt das, unsere Maschinen werden kontinuierlich gewartet und gepflegt um die volle Leistung dann abrufen zu können, wenn sie wirklich gebraucht wird. Darüber hinaus sind es unsere motivierten und fachlich versierten Mitarbeiter, die Auftragsabwicklungen in Turbo-Geschwindigkeiten erst ermöglichen. Innerhalb von zwei Tagen konnten wir daher die erheblich Menge an Planumsschutzschicht (PSS) produzieren.
Bei solchen Baustoff-Anforderungen in der Größenordnung der Ramerberg-Bahnbaustelle zählt letztendlich immer nur das, was beim Kunden, sprich auf der Baustelle ankommt. Daher ist nicht nur unsere Produktionskapazität maßgeblich, sondern das, was auch tatsächlich auf die Straße gebracht werden kann.
Kontinuierliche LKW-Transporte konnte nur durch die enge Zusammenarbeit der beteiligten Partner ermöglicht werden. Unsere engen Verbindungen zur Rohrdorfer Baustoffgruppe, Inhaber des Kalksteinbruchs in Fischbach und auch zu den in unserer Region tätigen Fuhrbetrieben ermöglichten die reibungslose Auftragsabwicklung.
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